„Lehren und Lernen in Europa“ lautete das Thema des 28. Siebenbürgischen Lehrertages, der am 20. und 21. Oktober von der Schulkommission des Siebenbürgenforums veranstaltet wurde und der in Kronstadt stattfand. Teilgenommen haben rund 180 Lehrerinnen und Lehrer, sowie Kindergärtnerinnen, die in siebenbürgischen Ortschaften tätig sind. Für sie war dieses Treffen, das über das Siebenbürgenforum sowie über die Saxonia-Stiftung finanziert wurde, erneut eine willkommene Gelegenheit zum Austausch, zum besseren gegenseitigen Kennenlernen und selbstverständlich zur Weiterbildung. Denn: „Lehrer lernen lehren“ wie es bei der Vorstellung und Auswertung der Gruppenarbeit im Festsaal des Honteruslyzeums hieß. Das unterstrich, dass gerade im Unterrichtswesen die Lehrkräfte als wichtigster Faktor (wichtiger als die Rahmenbedingungen) sich ständig fortbilden und an neue Entwicklungen anpassen müssen. Nur so kommt man dem allgemeinen Ziel näher– entsprechender Unterricht in deutscher Sprache, der alle (Lehrer, Schüler und im weiteren Sinne Gesellschaft) zufrieden stellt.
Bereits der Auftakt des Lehrertags bot gelungene Überraschungen, für die die Gastgeber an der Spitze mit Fachinspektorin und Deutschlehrerin Gabriela Adam und Honterus-Schuldirektor Radu Chiv²rean gesorgt hatten: Vor dem [aguna-Kolleg spielte die Schüler-Kapelle dieser traditionsreichen Schulanstalt auf; in der Aula wurden die Teilnehmer von …Honterus, Michael Weiß, Apollonia Hirscher und George Bari]iu begrüßt, genauer gesagt von Darstellern dieser Kronstädter historischen Gestalten, wobei zwei von ihnen, Honterus und Bari]iu, ebenfalls auch Lehrer waren. Vor dem eigentlichen Beginn des Lehrertags gab es einen musikalischen Gruß seitens des Kronstädter Canzonetta-Chor- und Instrumentalensembles, das für Standing Ovations sorgte. Auch das war eine Premiere für den Siebenbürgischen Lehrertag, wie die Leiterin der Schulkommission, Moderatorin und treibende Kraft der Veranstaltung, Helmine Pop, unterstrich. Die Bedeutung, die dem Lehrertag zugewiesen wird, wurde durch die Anwesenheit hoher Gäste bzw. die übermittelten Grüße seitens verschiedener Behörden unter Beweis gestellt. Im Saal begrüßt wurden Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Alexandru Szepesi, Direktor im Bildungsministerium, Sorin Giurumescu, Präsident des rumänischen Deutschlehrerverbandes, Caroline Fernolend, Vorsitzende des Kronstädter Deutschen Kreisforums, Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgenforums. Grüße übermittelten Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung, Sophie Engel, Leiterin der Sprachabteilung des Buka-rester Goethe-Institutes, das Kronstädter Schulamt.
In seiner Ansprache erneuerte Martin Bottesch den Aufruf an die Lehrer, sich für das Verfassen deutscher Lehrbücher, fürs Übersetzen oder Überprüfen von Übersetzungen rumänischer Lehrbücher ins Deutsche an das Zentrum für Lehrerfortbildung (ZfL) in Mediasch anzumelden. Bottesch würdigte die Leistung derjeniger, die sich bereits in diesen Bereichen eingebracht hatten, dankte ihnen herzlich und gratulierte dem ZfL, das bekanntlich in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert. Gedankt wurde auch der Saxonia-Stiftung für die Vermittlung der Fördergelder sowie dem Canzonetta-Chor und deren Leiterin Ingeborg Acker, die eindrucksvoll im In- und Ausland beweisen, auf welchem hohen Niveau außerschulische Tätigkeit in deutschsprachigen Schulen in Rumänien vorgezeigt werden kann.
Fachinspektorin Gabriela Adam verdeutlichte am Beispiel des Kronstädter Stadtpfarrers und Pädagogen Markus Fronius wie man „historische Erfahrungen als Minderheit“ auch heute nutzen kann, um passende Konzepte zu entwickeln und auch anzuwenden.
Gerold Hermann, ehemaliger Schulleiter des Brukenthal-Lyzeums, benannte in seinem Schlüsselreferat Stärken und Schwächen des Unterrichts auf Grund seiner Beobachtungen in Rumänien, Deutschland und der Schweiz. Der Referent nannte die Schwächen des rumänischen Unterrichtssystems im Allgemeinen (unter anderem überfüllte Klassenräume, zu lange Sommerferien, Missachtung internationaler Untersuchungen, wenig relevantes Evaluationssytem der Schulen und Institutionen) und des deutschsprachigen Unterrichts (Mangel an Lehrbüchern und sprachkompententen Fachlehrern). Darüber könne man nur einer Meinung sein, bemerkte er und ging mehr auf das ein, was er einem Lehrer auf seinem Weg mitgeben würde. Das wären zum Beispiel: ein vorbildliches Verhalten, klare Forderungen an die Schüler die eine transparente und objektive Notengebung ermöglichen, eine größere Berücksichtigung in der Bewertung des Verhaltens und der Mitarbeit (d.h. verdeutlichter Arbeitswille) der Schüler.
Eine Feststellung von Hermann („Schüler müssten mehr sprechen“) sollte sich, wenn auch in einem speziellen Kontext, auch im zweiten Referat des Tages, wiederfinden. Während in der ersten Mitteilung das Verbalisieren angesprochen wurde, so bezog sich eine der Schlussfolgerungen und Wünsche des Historikers Thomas [indilariu in seinem Referat („Die Constitutio Scholae von Honterus – ein Aufbruch nach Europa?“) auf die Tatsache, dass die Schüler von heute, die kaum noch das Deutsche von zu Hause als Muttersprache in die Schule bringen, in diesen Schulen zu wenig deutsch reden. Das Deutsche sollte also zur „Schulsprache“ werden, wie zu Honterus‘ Zeiten das Lateinische als Schulsprache galt. Wenn dieses Schulethos Realität wäre, so wäre das sicherlich auch im Sinne von Honterus.
Um diesen Wunsch in all den Schulbereichen und -niveaus umzusetzen, gibt es viele Mittel und Methoden je nach Fach, Alter und bestehenden Möglichkeiten. Darüber wurde eingehend in den Arbeitsgruppen diskutiert. Hoffentlich kann auch Vieles davon umgesetzt werden, damit die Stärken des deutschsprachigen Unterrichts (eine ausgesprochen minderheitenfreundliche Gesetzgebung und großes Interesse seitens der Eltern) genutzt und die hohen Erwartungen auch erfüllt werden.