Bericht des Vorsitzers vom 25. November 2017

Sehr geehrte Damen und Herren,
verehrte Gäste, liebe Freunde,

mein Bericht über die Zeit seit unserer letzten Vertreterversammlung – sie fand am 1. April 2017 statt – beginnt mit dem für uns bedeutendsten Ereignis, dem Sachsentreffen von Anfang August in Hermannstadt. Zunächst eine Rückblende: Es war im März 2014 als der Vorstand des Siebenbürgenforums den Vorschlag des HOG-Verbands annahm, im Jahr 2017 ein gemeinsames Sachsentreffen zu veranstalten. Im Herbst 2014 hat dann unsere Vertreterversammlung als Austragungsort Hermannstadt festgelegt und erste Vertreter für den Organisationsausschuss gewählt. Die anfängliche Skepsis gegenüber dieser neuartigen Veranstaltung schwand bald, in den Jahren 2015 und 2016 fanden mehrere Organisationstreffen statt, so dass Ende 2016 nicht nur das Konzept feststand, sondern auch eine Detailplanung bereits vorhanden war. Die Phase der Vorbereitung in der ersten Hälfte 2017 war dann besonders arbeitsintensiv. Da im Vergleich zu gewöhnlichen Sachsentreffen eine fast zehnmal größere Dimension erwartet wurde, galt es organisatorische Fragen zu lösen, die sich bei unseren jährlichen Sachsentreffen nicht stellen. Ein Vertrag mit einer Managementfirma, die Erfahrung in der Organisation von Veranstaltungen dieser Größenordnung hatte, wurde notwendig. Um Ihnen einen Eindruck vom organisatorischen Aufwand zu ermöglichen, sei erwähnt, dass das Siebenbürgenforum außer dem Vertrag mit der Managementfirma noch etwa 40 weitere Verträge mit Institutionen und Dienstleistungsfirmen abgeschlossen hat, um einen guten Ablauf gewährleisten zu können. Hinzu kam das Einholen von Genehmigungen, es gab Sitzungen mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Polizei, Gendarmerie, des Notdienstes u.a. Als die Beteiligung des Staatspräsidenten feststand, schalteten sich dessen Protokollamt und der Sicherheitsdienst ein, mit denen die Abläufe am Samstagvormittag abgesprochen und ihren Anforderungen angepasst wurden.

Wie das alles zu bewältigen war? Die kurze Antwort ist: in Zusammenarbeit mit unseren Partnern, vor allem mit dem HOG-Verband. Dessen Vorsitzender, Herr Hans Gärtner, übernahm, nachdem seine Idee des gemeinsamen Sachsentreffens akzeptiert worden war, auch einen Teil der Verantwortung für die Umsetzung. Er hatte an der Erarbeitung des Gesamtkonzeptes maßgeblichen Anteil, ohne ihn wäre z.B. der Abschluss in Freck, der durch die Aufführung des Singspiels „Bäm Brännchen“ einen Höhepunkt des Festes darstellte, sicher nicht zustande gekommen. Auch die vorbereitenden Verhandlungen mit der Managementfirma und den hauptsächlichen Dienstleistern haben wir gemeinsam mit Hans Gärtner geführt. Bei der Vorbereitung in Deutschland wurde er durch den HOG-Verband unterstützt, von dem weitere Vertreter, darunter auch die neue Vorsitzende des HOG-Verbands, Frau Ilse Welther, sich auch an den Planungstreffen in Siebenbürgen beteiligten.

Zu den Partnern haben auch die Verbände der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich gehört, die besonders durch ihre Jugend vertreten waren. Die SJD hat an allen Vorbereitungstreffen teilgenommen, ihre Vorstellungen eingebracht und sich an der Durchführung beteiligt. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland war auch durch sein Kulturreferat mit Ausstellungen vertreten.

Im Inland war, wie übrigens bei allen Sachsentreffen, die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien Mitveranstalter. Bei den Vorbereitungsgesprächen durch Hauptanwalt Herrn Friedrich Gunesch vertreten, während des Treffens dann hauptsächlich durch den Herrn Bischof, hat die Kirche bedeutende Aktivitäten der Veranstaltung übernommen und Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.

Die ursprüngliche Schätzung, dass sich am Treffen etwa 10.000 Personen beteiligen würden, hatten wir zwei Wochen vor der Veranstaltung aufgrund der Signale aus Deutschland auf 12.000 hinauf korrigiert. Dieses dürfte auch ungefähr die Teilnehmerzahl gewesen sein. Die zehnmal größere Dimension der Veranstaltung gegenüber den sonstigen Sachsentreffen spiegelt sich auch in den Kosten wider. Die Gesamtausgaben belaufen sich auf 641.012 Lei (bei den Sachsentreffen der letzten Jahre sind es um die 60.000 Lei gewesen). Gedeckt wurden sie zu einem Drittel aus dem Haushalt des Siebenbürgenforums (211.225 Lei aus Mitteln, die wir von der Regierung Rumäniens erhalten haben), zu einem weiteren Drittel aus dem Verkauf von Abzeichen und Programmheften (211.981 Lei). Vom übrigen Drittel ist der größte Teil (132.364 Lei) von den Dienstleistern eingegangen, die sich vertraglich verpflichtet hatten, einen Prozentsatz ihrer Einnahmen als Beitrag für die Organisation des Treffens abzugeben. Die übrigen Einnahmen setzen sich zusammen aus Spenden für Werbung im Programmheft, Beiträge des HOG-Verbands, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, des Donauschwäbischen Zentralmuseums sowie des Hauses des Deutschen Ostens. Die in Deutschland eingegangenen Mittel sind vom HOG-Verband verwaltet und zum Großteil auch für die Kulturgruppen aus Deutschland ausgegeben worden. Aus Rumänien sind die Spenden bei der Saxonia-Stiftung eingegangen, die Mitveranstalter war. Die genaue Übersicht der über das Konto des Siebenbürgenforums gelaufenen Mittel wird beim Jahresfinanzbericht gegeben. Insgesamt sind in Deutschland und in Rumänien Mittel im Wert von 664.796 Lei eingenommen worden, also 23.784 Lei mehr als die Ausgaben betragen haben. (Hier sind auch 9.000 Lei mitgerechnet, die von der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung zugesagt aber noch nicht überwiesen wurden. Sollte diese Zahlung ausbleiben, beträgt der Überschuss 14.784 Lei). Bereits vor dem Sachsentreffen hatten wir mit der Leitung des HOG-Verbands vereinbart, unseren Gremien vorzuschlagen, dass der eventuelle Überschuss der Stiftung Kirchenburgen zugeführt werden solle.

Aus dem Gesagten ist der Arbeitsaufwand ungefähr ersichtlich. Die größte Last hatte dabei der Geschäftsführer, Herr Winfried Ziegler, zu tragen. Außer ihm hatten wir in den organisatorischen Ausschuss die Vorsitzenden unsere Kultur- und Jugendkommissionen, Frau Christiane Neubert bzw. Frau Andrea Rost sowie den Geschäftsführer des Landesforums, Herrn Benjamin Józsa, gewählt. Sie alle haben mitgedacht und mitgearbeitet und dafür sei ihnen herzlich gedankt. Ein Dank geht aber auch an die vielen anderen Helfer, darunter auch Mitglieder des Vorstands, die, zuweilen auch mit weiteren Mitgliedern ihrer Familien, dort gearbeitet haben, wo es gerade nötig war.

Unserer Einschätzung nach ist der Hauptzweck des großen Sachsentreffens von 2017 erreicht worden, nämlich viele sächsische Jugendliche aus verschiedenen Ländern zur Teilnahme zu bewegen, um ihr Interesse an Siebenbürgen und an der Kultur ihrer Vorfahren zu wecken. Darüber hinaus war es aber ein schönes Erlebnis für die Teilnehmer jeglichen Alters, die vor allem an den Abenden, als die Hitze nachgelassen hatte, auf den öffentlichen Plätzen gefeiert und sich wohl gefühlt haben. In Ausstellungen, Buchpräsentationen, Vorträgen – darunter der Festvortrag, gehalten vom Forumsvorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr gemeinsam mit Bischof Reinhart Guib – aber auch in Stadtführungen und Führungen durch Museen wurde viel Information geboten, wobei auch die Reformation in Siebenbürgen mehrfach ein Thema war. Die Teilnahme des Staatspräsidenten wurde geschätzt und allgemein die Organisation gelobt. Uns freut besonders auch die positive Reaktion des Umfeldes: der rumänischen Einwohner, von denen einige bloß Zuschauer waren, andere aber mitgefeiert haben.

Da unserer Einladung Vertreter der Verbände der Siebenbürger Sachsen aus Deutschland, Österreich, den USA und Kanada gefolgt waren, konnte am Rande des Sachsentreffens auch ein Föderationsgespräch stattfinden. Unter der Leitung des Präsidenten der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, Dr. Bernd Fabritius, beteiligten sich daran als Vertreter der Mitgliederverbände: Frau Herta Daniel – Bundesvorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Herr Manfred Schuller – Bundesobmann des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Frau Monica Weber – stellvertretende Vorsitzende der Alliance of Transylvanian Saxons in den USA, Kolina Tavares – Jugendreferentin der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, Herr Reinhart Guib – Bischof der EKR, Herr Martin Bottesch – Vorsitzender des Siebenbürgenforums.

War das Sachsentreffen ein Höhepunkt für unsere Gemeinschaft, so bot ein anderes Ereignis Anlass zu Veranstaltungen, die sich über das Jahr 2017 ausdehnten: die 500. Jährung des Beginns der lutherischen Reformation. Bei den von der ev. Kirche organisierten Veranstaltungen waren immer wieder auch Vertreter aus der Leitung des Forums dabei, auch haben wir einen Beitrag erbracht durch die finanzielle Unterstützung des Drucks von Publikationen über die Reformation in Siebenbürgen. Die Veranstaltungen gipfelten im Evangelischen Kirchentag, der vom 29. September bis zum 1. Oktober in Kronstadt und in mehreren Burzenländer Gemeinden stattfand. Schließlich hatte auch der Siebenbürgische Lehrertag am 28. Oktober in Mühlbach die Reformation zum Thema. Darüber berichtet die Leiterin der Schulkommission, Frau Helmine Pop, der ich auch auf diesem Wege für ihre Arbeit danken möchte.

Da hiermit der Bereich Schule tangiert wurde, soll auf unsere Bemühungen hingewiesen werden, Probleme des deutschsprachigen Unterrichts zu lösen. Einiges ist nicht gelungen, obwohl wir sowohl von der Forumsleitung aus, als auch durch den Parlamentsabgeordneten und zuweilen mit Unterstützung des Deutschen Botschafters darauf hingewirkt haben. Dazu gehören die Besetzung einer Leitungsstelle im Hermannstädter Schulinspektorat durch eine Lehrkraft aus dem deutschsprachigen Schulbereich und der Druck von Lehrbüchern in deutscher Sprache. Durch Gespräche beim Bildungsministerium sowie durch Eingaben schienen wir in der Frage der Lehrbücher voranzukommen, doch dann schlug der Minister im September einen neuen Weg ein. Die vom Staat finanzierten Schulbücher sollen seinen Vorstellungen entsprechend alle vom staatlichen Verlag EDP herausgebracht werden, es wurden dafür Entwürfe gesetzlicher Regelungen veröffentlicht. Wir haben dazu Vorschläge eingereicht und wollen uns weiter an den Debatten beteiligen, es ist jedoch gegenwärtig nicht klar, ob diese Entwicklung, die bisher nicht ohne Widersprüche verlaufen ist, zum Ziel führen wird. Der Druck deutschsprachiger Schulbücher scheint jedenfalls nicht bald in Aussicht zu sein.

Erfreulich ist im Schulbereich jedoch, dass die Unterstützung der in deutscher Sprache unterrichtenden Lehrkräfte aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland nun im dritten Jahr erfolgt und von allen Beteiligten positiv beurteilt wird. Dadurch wird ein Anreiz geschaffen, den Lehrerberuf zu ergreifen und in deutscher Sprache zu unterrichten. Diese Förderung wird auch als eine Anerkennung der Zusatzleistung wahrgenommen, die der Unterricht in deutscher Sprache den rumänischsprachigen Lehrern abverlangt. Um mehr Rückmeldung über den Verlauf des Programms in den Schulen zu bekommen und gleichzeitig eine Art Kontrolle zu haben, hat die Saxonia Stiftung, auf Vorschlag des Forums, Personen delegiert, die in die verschiedenen Orte fahren, in denen deutschsprachige Schulen sind, und mit den Schulleitern und den am Förderprojekt beteiligten Lehrern Gespräche führen.

In die Berichtzeit fällt übrigens die Feier zum 25-jährigen Bestehen der Saxonia Stiftung, die am 6. Mai in Rosenau begangen wurde. Sie gab Gelegenheit, das Wirken der beiden unter derselben Leitung befindlichen Stiftungen – Saxonia und Saxonia Transilvania – zu würdigen.

Wir freuen uns, dass in diesem ereignisreichen Jahr das Siebenbürgenforum und die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien dreimal die Honterusmedaille an Personen verleihen konnte, die für die Erhaltung und Stärkung der deutschen Gemeinschaft gewirkt haben: am 1. Juli beim Wiesenfest in Jaad dem Universitätsprofessor und Politiker Vasile Dîncu, beim Sachsentreffen Stadtpfarrer i. R. Wolfgang Rehner und heute Frau Judith Urban, ehemalige Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt.

In den Frühjahrs- und Sommermonaten hatten wir einer Reihe von Begegnungen mit Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, die Hermannstadt besuchten. So trafen wir:

  • am 7. April Herrn Patrick Sensburg, MdB
  • am 12. Mai Herrn Johannes Hintersberger, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, der von Frau Herta Daniel, der Bundesvorsitzenden des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland begleitet wurde
  • am 16. Juni den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen, Herrn Stanislaw Tillich
  • am 17. Juni besuchten Präsident Klaus Johannis und der luxemburgische Ministerpräsident, Herr Xavier Bettel, Hermannstadt
  • am 20. Juni hatten wir eine Begegnung mit Frau Anne Quart, Staatssekretärin im Justizministerium von Brandenburg
  • am 25.Juli trafen wir Herrn Karl Schiewerling, MdB.
  • Zum Sachsentreffen vom 4.-6. August waren außer den oben erwähnten Vertretern der siebenbürgisch-sächsischen Verbände unserer Einladung noch gefolgt: Frau Gerda Hasselfeldt – Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Herr Norbert Kartmann – Präsident des Hessischen Landtags. (Um die Veranstaltung aus dem Spannungsfeld der rumänischen Politik herauszuhalten, hatten wir außer dem Staatspräsidenten und unserem Abgeordneten, Herrn Ovidiu Gant, von den rumänischen Politikern nur die Leiter des Kreisrat und der Präfektur Hermannstadt eingeladen.)

Wie gewöhnlich bezieht sich unser Bericht bloß auf die Tätigkeit des Vorsitzenden und zum Teil auf jene der Geschäftsstelle. Die Zentrumsforen hatten ihre eigenen Veranstaltungen. Soweit die Zeit es uns erlaubte, haben wir an Ereignissen in verschiedenen Orten teilgenommen, so an den Schässburger Kulturtagen (9. Juni), an der Einweihung des Georg-Fischer-Denkmals in Bistritz (22. Juli; das Denkmal wurde von der HOG Nordsiebenbürgen gemeinsam mit dem Bürgermeisteramt Bistritz finanziert), an der Haferlandwoche am 10. August in Hamruden und Deutschweißkirch, am Mediascher Treffen am 12. August.

Da dem Vorsitzenden die Zeit nicht ausreichte, um allen Einladungen Folge zu leisten, hat er sich zuweilen vom Geschäftsführer, Herrn Winfried Ziegler, vertreten lassen, so unlängst bei den Tagen der Deutschen Minderheit in Klausenburg (15.-18. Oktober) sowie bei der Veranstaltung „Die Deutschen im Schiltal“ in Petroschen (10. November). Der Vorsitzende des Hermannstädter Forums, Dr. Hans Klein, war unser Vertreter beim Verbandstag des HOG-Verbands in Bad Kissingen (27.-29. Oktober). Schließlich nahm dann der Vorsitzende des Siebenbürgenforums an der Bundesvorstandssitzung des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Gundelsheim (3.-5. November) teil.

Abschließend möchte ich allen für die Mitarbeit danken, den Leitern der Kommissionen im Besonderen, die heute über ihre Arbeit berichten werden.

Martin Bottesch
Vorsitzer

Bericht des Vorsitzers in der Vertreterversammlung des Siebenbürgenforums
Hermannstadt, den 25. November 2017