Bericht des Vorsitzenden anlässlich der Vertreterversammlung des Siebenbürgenforums vom 24. November 2018

Die letzte Vertreterversammlung des Siebenbürgenforums hat am 24. März, also vor genau acht Monaten stattgefunden. In dieser Zeit ist der Vorstand zu einer Sitzung am 30. Juni zusammengekommen. Die Tätigkeit unseres Verbands ist in normalem Rahmen verlaufen, auch wenn die politische Lage im Land gespannt war und wir als deutsche Minderheit wiederholt Angriffen seitens der Regierungspartei PSD ausgesetzt waren. Das Abwehren dieser Angriffe, die in Verleumdungen bestehen, erfolgt auf der Ebene des Landesvorstands, der bereits voriges Jahr, und dieses Jahr aufs Neue, die Verleumder bei Gericht angeklagt hat. Gewonnen wurde erst ein Prozess, mehrere sind im Laufen. In Hermannstadt hatten wir Ende September einem lokalen Abgriff zu entgegnen, der durch einen offenen Brief der Kreisorganisation der PSD gegen das Forum und gegen den Staatspräsidenten geführt worden war. In unserem Antwortschreiben haben wir klargelegt, dass die Etikettierung des Forums als Nazi-Organisation eine bewusste Desinformation der Öffentlichkeit ist. Die Kampagne, die auf die politische Schwächung des Präsidenten hinzielt, läuft jedoch auf nationaler Ebene weiter und wird wahrscheinlich mit dem Herannahen der Präsidentschaftswahlen 2019 zunehmen.

Es liegt an der kleinen Zahl der Angehörigen unserer Minderheit, dass verschiedene Aufgaben nur schwer bewältigt werden können. So macht sich der Mangel an kompetenten Personen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, besonders auch im Schulbereich bemerkbar. Als in diesem Sommer die Inspektorin für den Unterricht in deutscher Sprache im Kreis Hermannstadt ihren Dienst aus familiären Gründen aufgab, konnten wir trotz intensiven Bemühens, eine andere Person für diese Stelle zu finden, nach zweimonatiger Suche das Problem nur zum Teil lösen: Eine Methodikerin des Zentrums für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache hat sich schließlich bereitgefunden, eine halbe Stelle zu besetzen. Fast genau so schwierig gestaltet sich der Prozess des Übersetzens von Schulbüchern und vor allem der des Erstellens neuer Schulbücher. Einerseits sind wir froh, dass nach jahrelangem Stillstand die Schulbuchproduktion in den Sprachen der Minderheiten wieder eingesetzt hat, andererseits müssen wir mit Bedauern feststellen, dass die Verlage, und vor allem die in letzter Zeit zum Hauptschulbuchverlag gewordene Editura Didactica si Pedagogica, nicht in der Lage sind, ohne Hilfe Bücher in deutscher Sprache herauszubringen, da ihnen das Personal mit entsprechenden Sprachkenntnissen fehlt. Das Forum hat sich da eingebracht, Übersetzer gesucht und auf der Notwendigkeit der Überprüfung der Übersetzungen bestanden. Angesichts der Menge an Arbeit, die mit der Koordination von Schulbuchübersetzungen und der Erstellung neuer Schulbücher für das Forum entsteht, hat die Vertreterversammlung des Landesforums in ihrer Sitzung vom 22. November d.J. beschlossen, eine Person anzustellen, die diese Arbeit erledigt. Die Stelle soll demnächst ausgeschrieben werden.

In der Berichtzeit haben zwei Sitzungen der Schulkommission des Siebenbürgenforums stattgefunden (am 26. Mai in Hermannstadt und am 19. Oktober in Kronstadt). Die Schulkommission hat auch in diesem Jahr den Siebenbürgischen Lehrertag veranstaltet, und zwar am 20. Oktober in Kronstadt, mit Unterstützung der Schulleitung und der Lehrkräfte der Honterusschule. Es ist nun das vierte Jahr in Folge, dass der Lehrertag nicht nur an einem Samstag stattfindet, sondern auch am darauffolgenden Sonntag bis um die Mittagszeit. Dadurch ist für die Aktivitäten mehr Zeit und die Teilnehmer können auch am Abend zusammen sein.

Aus dem Schulbereich sei noch erwähnt, dass das Projekt der Lehrerförderung durch die Bundesrepublik Deutschland weiter läuft, in diesem Jahr sogar mit einem um 100.000 Euro erhöhten Betrag, so dass die Gesamte Förderung 1,35 Mio Euro beträgt. Darüber wird aber der Geschäftsführer des Saxonia berichten, die weiterhin die Aufteilung der Gelder mit großen Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit durchführt. Um sich ein Bild über den Verlauf des Projektes vor Ort zu machen, schickt die Saxonia Stiftung Delegierte in die Schulen, die mit den geförderten Lehrern Gespräche führen und der Stiftung die Ergebnisse in Form von Berichten vorlegen.

Unsere Hauptveranstaltung, das Sachsentreffen, das diesmal am 22. September in Mediasch stattgefunden hat, ist wohl bei allen in guter Erinnerung. Unseren Mediascher Forumskollegen sei auch an dieser Stelle für die Arbeit gedankt, ebenso den Vorstandsmitgliedern, die sich eingebracht haben, vor allem der Verantwortlichen für Kultur und der Vorsitzenden des Jugendverbands. Der Ablauf war ein wenig anders als in den letzten Jahren. So fanden der Festvortrag und die Verleihung der Honterusmedaille in der Kirche statt und die Ansprachen wurden auf offener Bühne im Stadtzentrum gehalten. Ob wir das so wiederholen wollen, muss noch besprochen werden. Insgesamt haben wir jedenfalls viele positive Rückmeldungen. Dass die Redner die Attacken der PSD auf die deutsche Minderheit in harten Worten verurteilt haben, wurde sicher von den meisten mit Genugtuung zur Kenntnis genommen.

Veranstaltungen wie Lehrertag und Sachsentreffen stärken das Gemeinschaftsgefühl. Der Zusammenhalt wird aber auch durch die ständigen Kontakte des Vorsitzenden und der Geschäftsstelle zu den Gliederungen des Verbands gefördert. Da mein Beruf es mir nicht erlaubt, an allen wichtigeren Veranstaltungen der Zentrumsforen teilzunehmen, hat diese Aufgabe oft der Geschäftsführer wahrgenommen, wofür ich ihm dankbar bin.

Die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche erfolgt einerseits im kulturellen Bereich (durch gemeinsame Veranstaltungen sowie durch die Arbeit unserer Kulturreferentin), andererseits im sozialen Bereich, vor allem durch unsere gemeinsame Stiftung Saxonia. Der gemeinsame Aufruf der ev. Kirche und des Siebenbürgenforums, dem unser Vorstand am 24. März im Prinzip zugestimmt und für den er zugleich einige Verbesserungen vorgeschlagen hat, ist im Juni in der Siebenbürgischen Zeitung als auch in der hiesigen deutschsprachigen Presse sowie im Internet erschienen. Darin fordern wir die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen auf, zur Erhaltung des sächsischen Kulturgutes beizutragen, die heutige Mobilität zu nutzen, um mehr Lebenszeit in Siebenbürgen zu verbringen und sich in unserer Gemeinschaft einbringen. In diesem Sinn ist auch ein zweiter Aufruf erfolgt, diesmal speziell an Lehrer gerichtet, den wir gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland verfasst hatten. Zweck war es, Lehrkräfte aus Deutschland, zu veranlassen, nach Siebenbürgen zu kommen und in deutschsprachigen Schulen zu unterrichten. Auch wenn diese Aufrufe bis jetzt keine besondere Wirkung hatten, wollen wir die ihnen zu Grunde liegende Einstellung weiterhin bewahren. Die Zeiten können sich ändern und für manche könnte ein längerer Aufenthalt in Siebenbürgen lohnenswert erscheinen.

Die letzte Sitzung des Dialogausschusses Forum-Kirche hat am 6. November stattgefunden.

Die Kontakte zum Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sowie zum HOG-Verband sind weiterhin intensiv. Das zeigt auch die gegenseitige Teilnahme an Veranstaltungen. Im Besonderen ist das Forum stets beim Heimattag in Dinkelsbühl vertreten (diesmal gehörte zur Gruppe aus Siebenbürgen der Landesforumsvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr) und die Vorsitzenden der Verbände nehmen am Sachsentreffen teil. Ich selbst war am 10. Mai bei den Konsultationen der siebenbürgisch-sächsischen Verbände in München dabei und bei der Bundesvorstandssitzung des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland sowie bei der Mitgliederversammlung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats, die am 3. Oktober ebenfalls in München stattgefunden haben.

Wenn die Gespräche mit deutschen Politikern in diesem Sommer auch nicht so zahlreich waren wie in manchem der vergangenen Jahre, so haben sie doch die Möglichkeit geboten, unsere Lage darzustellen und vor allem auf die Wichtigkeit der Erhaltung des deutschsprachigen Schulunterrichts hinzuweisen.

Martin Bottesch