Im Dezember 2017 kamen in Hermannstadt/Sibiu Mitglieder und Vertreter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) sowie seiner Regional- und Ortsforen zusammen, um über die eigene Zukunft und die der deutschen Minderheit zu diskutieren. „Das Auseinandersetzen mit der Zukunft ist in jedem Punkt der Vereinsarbeit notwendig“, sagte Benjamin Józsa, Geschäftsführer des DFDR, der die Veranstaltung zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierte.
„Wir haben uns in den letzten Jahren sehr darauf fokussiert, die dringenden Sachen zu erledigen, wie die Wahlen. Dabei sind andere Aspekte ins Hintertreffen geraten, miteinander und mit der Basis zu sprechen; herauszustellen, wofür das Forum steht; zu fragen, ob die Angebote des Forums noch zeitgemäß sind und in welche Richtung wir uns entwickeln wollen. Was sind unsere Schwerpunkte? Sind es immer noch die Schwerpunkte wie vor 25 Jahren?“, erklärte Józsa die Notwendigkeit der Klausurtagung.
In den vier Arbeitsgruppen – Jugend, Schule, Politik sowie Kultur und Medien – haben die Teilnehmer einen Tag lang die aktuellen Gegebenheiten diskutiert und Ideen und Wünsche für die Zukunft diskutiert, um diese am Abend im Plenum vorzustellen.
In den vergangenen Wochen wurden die Ergebnisse aufbereitet und in dem Strategiepapier-Entwurf „Forum 2030“ zusammengefasst. In den Gremien des DFDR, im Vorstand sowie in einigen Regional- und Lokalforen wurde es bereits besprochen. In einem nächsten Schritt möchte das Forum nun in die deutschsprachige Öffentlichkeit gehen und wird am 17. April, um 19 Uhr, mit Forumsmitglieder und interessierten Bürgern und Freunden des Forums im Rahmen der „Hermannstädter Gespräche“ dies Papier diskutieren. Vorgestellt werden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen von Paul-Jürgen Porr (Politik), Monika Hay (Schule), Winfried Ziegler (Jugend), Natalie Höniges (Kultur) und Michael Mundt (Medien). Am Ende des Prozesses soll ein Grundsatzpapier stehen, ähnlich der „Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen bis 2020“, erklärte Benjamin Józsa. Die Ungarndeutschen hatten bereits zwischen 2014 und 2016 eine Grundsatzdiskussion geführt.
Auszüge des Strategiepapier-Entwurfs des DFDR zitiert die ADZ im Folgenden. Dabei scheinen sich die Ersteller den Worten von Paul-Jürgen Porr: „Wir haben in diesen 27 Jahren viele aktive Mitstreiter durch Alter, Krankheit oder Tod verloren. Wir haben mehr Leute verloren, als neue dazu kamen. Die Probleme sind womöglich zahlreicher und komplexer geworden und wir alle, die von Anfang an dabei waren, sind inzwischen 27 Jahre älter. D. h. wir brauchen dringend jugendliche Kräfte, die gewillt sind, mitzumachen!“; angenommen zu haben, denn der Strategiepapier-Entwurf widmet sich zunächst dem Bereich Jugend.
Im Leitbild heißt es: „Durch seine Jugendarbeit will das DFDR darauf hin arbeiten, dass die deutsche Minderheit als Ganzes, aber auch konkret der Verein DFDR eine gesicherte Zukunft haben. Unser Bestreben ist die Pflege und Weiterentwicklung der deutschen Kultur allgemein sowie der für die rumäniendeutschen Gruppen spezifischen Bräuche und Traditionen im Besonderen. Das DFDR möchte mitwirken, dass junge Menschen sich persönlich entwickeln, untereinander Gemeinschaft pflegen und zu mündigen Bürgern Rumäniens werden.“ Geschehen soll dies durch ein strukturiertes Engagement entsprechend der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen. „Bereits ab der Einschulung sollen Kinder an die deutsche Sprache, Kultur und Gemeinschaft herangeführt werden. Die Angebote sollen spielerisch und kindgerecht sein und auch die Bedürfnisse der Eltern berücksichtigen. Ab der 5. Klasse sollen die Kinder in die Aktivitäten hineinwachsen und intensiver eingebunden werden. Beginnend mit der 9. Klasse können sie Teil des Jugendforums werden, sind damit noch aktiver eingebunden und beginnen zum Teil auch selbst Verantwortung zu übernehmen“, heißt es zur Umsetzung der.
Für den Bereich Schule haben die Verfasser zu Beginn eine Bestandsaufnahme vorgenommen und Stärken und Schwächen herausgestellt. Zu den Stärken wird gezählt, dass das Minderheitenschulwesen über günstige gesetzliche Möglichkeiten verfügt, die gegebenen Rahmenbedingungen eine gute Sprachentwicklung der Schüler ermöglichen und den Lehrern ein reichhaltiges Fortbildungsangebot in deutscher Sprache zur Verfügung steht. Andererseits sind das Fehlen deutschsprachiger Lehrer, der hohe Erwartungsdruck sowie die schlechte Bezahlung der Lehrer, aber auch deren nachlassende Sprachkompetenz ernstzunehmende Probleme. Mitgeliefert haben die Experten der Arbeitsgruppe sogleich eine Handlungsanweisung sowie politische Stellen, bei denen das DFDR zur Verbesserung des deutschsprachigen Schulwesens ansetzen kann.
Die Politik betrachten die Forumsmitglieder als „das wichtigste Werkzeug, um die Anliegen des DFDR durchzusetzen.“ Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass das Forum einen außerordentlich guten Ruf hat, „da die politischen Mandatsträger des DFDR nicht ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellen, sondern nur das Gemeinwohl vertreten.“ Auch verfüge das Forum durch seine Vertreter über „ein sehr gutes internationales Netzwerk, das die Brückenfunktion in allen Bereichen, ob Wirtschaft, Kultur, Umwelt oder Soziales, natürlich stützt und ausbaut.“ Die größte Schwäche wurde in der Kommunikation und der überregionalen Vernetzung ausgemacht. Es fehle ein funktionierendes Netzwerk zwischen den Mandatsträgern, aber auch zu den Wählern und zwischen den Schulen. Ebenso stelle die rückläufige Mitgliederanzahl, das hohe Durchschnittsalter und der fehlende Nachwuchs sowie der daraus folgende schwache Mobilisierungseffekt das Forum vor Probleme. Ein interessanter Vorschlag der Arbeitsgruppe ist die Anstellung eines eigenen Pressesprechers, „der als Forums-Kommunikator, wann immer es auch notwendig sei, auf
nationaler Ebene auftreten muss, um zu den nationalen Themen die Position des Forums zu kommunizieren.“
Ein weiterer Vorschlag der Politik-Arbeitsgruppe betrifft die Allgemeinde Deutsche Zeitung für Rumänien. Im Strategiepapier-Entwurf heißt es: „Zu einer besseren Kommunikation mit unseren Sympathisanten hat man entschieden, dass man einen regelmäßigen Newsletter in rumänischer Sprache braucht, wobei eine elektronische rumänische Ausgabe der ADZ dieses Problem auch erledigen würde.“ Dagegen betonte die Medien-Arbeitsgruppe die redaktionelle Freiheit der über das Forum finanziell unterstützten Medien. Die Arbeitsgruppe schlägt stattdessen vor die Kooperation zwischen allen deutschsprachigen Medienvertretern zu fördern und auszubauen. Angeregt wurde ein „deutschsprachige Medienvernetzung“ in Form eines deutschen Medientages. Ähnliche Gedanken zu einem Pressesprecher kamen auch in dieser Arbeitsgruppe auf. „Jede Forumsstruktur braucht einen Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit. Das kann bei kleineren Ortsforen ein ehrenamtliches Vorstandsmitglied sein und bei Regionalforen ein teilzeitbeschäftigter Pressereferent.“
Die Kulturarbeitsgruppe, die am Tagungstag noch „Kultur & Medien“ hieß, will dem Forum zum Ziel setzen, „das materielle als auch das immaterielle Kulturerbe der deutschen Minderheit (zu) pflegen und weiter(zu)entwickeln.“ Dazu sei es notwendig erst einmal die „geistigen, künstlerischen und wissenschaftlichen Leistungen, welche zum materiellen und immateriellen Kulturerbe der deutschen Minderheit in Rumänien gehören“ zu definieren. Im Folgenden muss die Erfassung und Dokumentation des Kulturerbes erfolgen sowie deren Sicherung. Allerdings sieht die Kulturarbeitsgruppe die Aufgabe des Forums nicht nur im Bewahren der Kultur, sondern auch im „Weiterführen und Weiterentwickeln des Kulturerbes“. Dabei sollte über die Neugestaltung von der Art und Weise wie man Kunst übermittelt diskutiert werden. Vorgeschlagen wurde bspw. Ausstellungen als Veranstaltungsort aktiv zu nutzen und sie zum Leben zu erwecken. Letztendlich ginge es auch darum, „Gelegenheiten zum Benutzen der deutschen Sprache zu schaffen“, Jugendliche für die Gemeinschaft zu begeistern und auch Deutschkurse für sympathisierende Forumsmitglieder anzubieten. „Eine zeitgemäße Gemeinschaft formen“, heißt dies mit den Worten Arbeitsgruppe.